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Grundlagen des Obstbaumschnittes

Um eine erfolgreiche Ernte sicherzustellen, muss ein Obstbaum fachgerecht geschnitten werden.Ein Streuobstwiesenbesitzer verfolgt mit dem Schneiden seiner Obstbäume bestimmte Absichten und Ziele. Gleich zu Beginn alles kurz und knapp – später dann mit mehreren Erklärungen zum besseren Verständnis:

  • Es wird nicht bei Frost geschnitten
  • Scharfes und geeignetes Schnittwerkzeug verwenden
  • Kein Stummelschnitt! Es wird immer direkt vor einer Knospe oder einem abzweigenden Trieb geschnitten
  • Beschädigte und kaputte Äste werden entfernt

  • Nach innen wachsende Äste werden komplett entfernt

  • Ein Baum hat nur eine Mitte – alle anderen Äste, die der Mitte Konkurrenz machen, werden entfernt

  • Je mehr waagrechte Äste ein Baum hat umso besser, dünne Äste nach oben werden entfernt

  • Das Hauptziel lautet Licht und Luft in der Baumkrone

Allgemeine Schnittgesetze

In den ersten vier Jahren ist ein Obstbaum hauptsächlich darauf bedacht zu wachsen. Durch den Schnitt wird bereits in der jungen Phase festgelegt, wie der Baum wachsen soll und wie die Hauptäste angelegt werden. Wenn ein Baum regelmäßig und richtig geschnitten wurde, kann er bis in das hohe Alter noch Früchte tragen. Werden keine Äste herausgeschnitten, so muss der Baum weiterhin alle Äste mit Nährstoffen und Wasser versorgen. Das hat zur Folge, dass die Früchte kleiner als normal ausfallen, da sie nicht die volle Aufmerksamkeit des Baumes bekommen haben.

 

Um einen möglichst gleichmäßigen Ertrag zu erreichen, sollten folgende Schnittgesetze beachtet werden. Ein starker Schnitt bewirkt ein erhöhtes Triebwachstum im folgenden Jahr, da der Baum versucht, das ihm entfernte Volumen wieder zurückzugewinnen. Die vorhandenen Reserven an Wasser und Nährstoffen kommen dem Wachstum des Baumes zugute. Ein schwacher Rückschnitt erreicht genau das Gegenteil. Das Wachstum tritt eher in den Hintergrund, da der Baum die vielen Äste versorgen und erhalten muss.

 

Aufbau einer Apfelbaumkrone

Bereits beim Kauf eines Obstbaumes sollte darauf geachtet werden, dass er drei bis fünf Leitäste aufweist. Leitäste sind Äste, die aus den vielen Seitentrieben eines Baumes ausgewählt werden und die besonders stark sind. Aus den Leitästen sprießen wiederum die Fruchtäste, die in ein paar Jahren die größte Masse an Früchten tragen werden. Entscheidend ist auch das Bild, welches der Mitteltrieb zusammen mit den Leittrieben bildet. Der Mitteltrieb wird in späteren Jahren den Stamm bilden, daher ist darauf zu achten, dass die Leittriebe in einem Winkel von 45° zum Stamm wachsen. Sind diese optimalen Voraussetzungen alle gegeben, ergibt sich das Bild eines Dachgiebels.

 

Der Pflanzschnitt

Ein Pflanzschnitt direkt nach dem Pflanzen eines Obstbaumes ist nicht zwingend notwendig. Da ein Obstbaum in der Regel im Herbst gepflanzt wird, sind es nur ein paar Monate, bis er ohnehin geschnitten werden sollte. Daher kann der Baum die Zeit über den Winter in aller Ruhe nutzen, um seine Wurzeln im Boden fester zu verankern. Sollte ein Pflanzschnitt trotz allem ausgeführt werden, muss unbedingt darauf geachtet werden, dass unmittelbar nach dem Schnitt kein Frost auftritt. Beim Pflanzschnitt eines Jungbaumes sollte man sich darauf beschränken, durch den Transport beschädigte Äste zu entfernen. Außerdem soll der Jungbaum nur eine deutlich erkennbare Mitte haben.

 

Der Erziehungsschnitt

Das Hauptziel des Erziehungsschnitts im 1. bis 5. Jahr nach der Pflanzung ist ein gleichmäßiger Kronenaufbau. Hierbei wird vor allem das Erreichen einer Saftwaage der Krone angestrebt. Eine Saftwaage wird dadurch erreicht, dass die Äste des Kronengerüsts alle gleich hoch geschnitten werden. Auf diese Weise erreicht der Obstbauer einen gleichstarken Austrieb der Äste und damit eine gleichmäßig aufgebaute Krone. Beim Zurechtschneiden der Krone wird darauf geachtet, dass die Krone luftig geschnitten wird, so dass eine bessere Belichtung und Belüftung garantiert wird.

 

Im optimalen Fall bilden die Gerüstäste, also die drei Seitenäste und die Stammverlängerung, einen Winkel von 45-60°. Beim Schnitt werden Konkurrenztriebe und Wasserschosse weggeschnitten. Konkurrenztriebe sind die Äste, die am nächsten beim Leittrieb wachsen. Dadurch machen sie diesem die Funktion streitig. Wasserschosse sind dünne Äste, die senkrecht nach oben wachsen. Meistens sind es einjährige Triebe, die noch ein sehr starkes Wachstum haben.

 

Durch das Zurückschneiden der Äste entstehen im darauffolgenden Jahr immer wieder neue Konkurrenztriebe an der Stammverlängerung und den Gerüstästen. Die Leitäste und Stammverlängerungen müssen daher immer wieder frei geschnitten werden, damit die Kronenform erhalten bleibt. Diese jährliche Erziehung eines Obstbaumes wird solange betrieben, bis die Krone stark genug ist. So erhält man den Grundaufbau einer gesunden und starken Obstbaumkrone. Nach 3-5 Jahren ist ein Erziehungsschnitt abgeschlossen und es müssen keine Gerüstäste mehr geschnitten werden. Von nun an beginnt die Phase des Erhaltungsschnitts.

 

Erhaltungsschnitt

Beim Erhaltungsschnitt muss immer das Wachstum eines Baumes berücksichtigt werden. Stark wachsende Bäume werden durch den Schnitt ausgelichtet, sodass auch die unteren Astregionen genügend Licht und Luft erhalten. Senkrecht gewachsene Wasserschosse werden ebenfalls entfernt, da diese dünnen Äste keine Früchte tragen werden und einen Großteil des Wassers und der Nährstoffe für sich beanspruchen. Ist einer der Leitäste veraltet oder beschädigt, kann der Leitast zurückgeschnitten werden. Durch diese Maßnahme wird ein erneuter Austrieb ausgelöst, der nach ein paar Jahren wieder einen gesunden Leitast zur Verfügung stellt.

 

vor dem Schnitt
nach dem Schnitt