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Der Eichenprozessionsspinner

Haariges Grauen in unseren Wäldern

 

Definition

Der Eichenprozessionsspinner (abkz.: EPS) ist ein nachtaktiver Falter und gehört zu den Schadschmetterlingen. Er ist bei uns in Eichen- sowie Eichenmischwäldern in Süd- und Mitteleuropa beheimatet. Der Falter liebt ein warmes und trockenes Klima und breitet sich daher immer stärker in Deutschland aus. Normalerweise befällt der Schädling nur Einzelbäume die frei oder an den Rändern eines lockeren Eichenbestandes stehen. In sehr trockenen Jahren kommt es zu einer sehr schnellen Vermehrung des Schädlings, wodurch er dann durchaus auch große geschlossene Waldgebiete befällt. Der EPS kommt an allen Eichenarten vor.

 

Lebenszyklus

Die ausgewachsenen Falter fliegen vor allem im Juli und August. Sie haben eine unauffällige graubraune Farbe und einen buschigen Kopf. Die Flügelspannweite kann bis zu 3cm betragen. In den genannten Sommermonaten findet die Paarung der Falter statt. Die Weibchen legen danach ihre bis zu 200 Eier in großen Komplexen an den Stämmen von Eichen ab und bedecken ihre Eiablage mit unzähligen Brennhaaren. Dadurch schützt das Weibchen ihr Gelege vor Fraßfeinden und Kälte von bis zu -20°C.

 

Die kleinen Larven überwintern zunächst in ihren Eiern, bevor sie dann im April/Mai schlüpfen. Ähnlich wie im Kindergarten bleiben die kleinen Larven in ihrer Gruppe zusammen und spinnen ihr Nest immer größer. Fast könnte man meinen, die Raupen des EPS sind schüchtern, denn sie verlassen ihr sicheres Nest nur nachts, um auf Nahrungssuche zu gehen. Die Tatsache, dass sie bei ihren Wanderungen zur Nahrungssuche hinauf in die Baumkrone sehr oft im Gänsemarsch hintereinander her kriechen – ähnlich einer Prozession - hat ihnen auch ihren Namen gegeben. Anfangs sind die Larven gelblichbraun, im Laufe ihrer Entwicklung bekommen sie einen breiten dunklen Streifen auf ihrem Rücken. Der Kopf der Raupen ist komplett schwarz.

 

Bis aus den Raupen erwachsene Falter werden häuten sie sich sechsmal. Ab dem dritten Larvenstadium, das je nach Witterung bereits Ende April/Anfang Mai beendet sein kann, bilden sich die mit Widerhaken versehenen Brennhaare, die für uns Menschen so gefährlich werden können. Die Larvenhäute und somit auch die Brennhaare bleiben in den Nestern zurück, während die Raupen sich dort munter weiterentwickeln. Ab Ende Juni verpuppen sich die bis dahin ca. 5cm langen Raupen in ihren Nestern und nach weiteren 3-6 Wochen, je nach Temperatur, schlüpfen Anfang August neue erwachsene Falter. Das tolle daran ist, dass die Falter nur eine kurze Überlebensdauer (wenige Tage) haben – das Problem ist leider, dass sie sich genau in dieser Zeit paaren und der Kreislauf von vorne beginnt.

 

Insektizid und Nützlinge gegen EPS

Ein Spritzmittel mit dem Wirkstoff Bacillus thuringiensis kann helfen, die unliebsamen Raupen unschädlich zu machen. Es wir mit Wasser gemischt und in die befallenen Eichen gesprüht. Dort bleibt es auf den Blättern haften und wird über die Nahrung von den Raupen aufgenommen. Diese sterben daraufhin ab.

 

Es gibt auch Nützlinge, die bei der Bekämpfung des EPS eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um sogenannte Nematoden. Das sind 0,5mm lange Fadenwürmer, die bereits seit 15 Jahren erfolgreich im biologischen Pflanzenschutz eingesetzt werden. Die kleinen Mikrowürmer werden ebenfalls mit Wasser vermischt und dann mit großen Sprühkanonen in die Bäum gespritzt. Dort besiedeln die Nematoden die Raupen, dringen über deren Körperöffnungen in diese ein und vermehren sich im Inneren der Raupen weiter. Die Nematoden ernähren sich im Inneren der Raupe von dieser und tötet somit den Schädling von innen heraus ab. Beim Einsatz von Nematoden muss jedoch beachtet werden, dass die kleinen Gehilfen erst nach Sonnenuntergang ausgebracht werden, da sie sehr UV empfindlich sind und sonst verbrennen würden, bevor sie ihren Auftrag erfüllen können.

 

Wenn der Zeitpunkt einer Bekämpfung mit biologischen Spritzmitteln verstrichen ist oder aus anderen Gründen der Einsatz von Spritzmitteln nicht erfolgen kann bleibt noch das Absaugen der Nester. Das Absaugen findet mit Industriestaubsaugern statt, die entsprechende Filter verbaut haben müssen, um eine Verwirbelung der gefährlichen Brennhaare zu vermeiden. Mit einer Hubarbeitsbühne geht es dann für einen Mitarbeiter in spezieller Schutzausrüstung hoch hinauf in die Baumkrone, um die Nester abzusaugen.

 

Schadbilder erkennen

Bei einem wirklich massiven Befall mit EPS kann das Schadbild durchaus ein kompletter Kahlfraß eines Baums sein. Im Normalfall erkennen wir jedoch nur die Nester. Sie werden an den Unterseiten von dickeren Ästen gebildet und haben eine bräunlich-graue Farbe. Je nachdem wie weit das Nest entfernt ist und wie gut das Auge des Betrachters ist, kann man mit bloßem Auge die zuckenden Bewegungen der Raupen im Inneren des Nestes erkennen.

 

Giftigkeit

Die Brennhaare der Raupen enthalten mit Thaumetopoein ein Nesselgift, das bei uns Menschen eine Immunreaktion auslösen kann. Die häufigsten Anzeichen sind starker Juckreiz, Hautentzündungen und vereinzelt Nesselsucht. Extrem stake Reaktionen löst das Nesselgift im Bereich der Augen und Atemwege aus. Mit jedem Entwicklungsstadium, das eine Raupe durchläuft, steigt auch die Anzahl der gefährlichen Brennhaare. Eine Altraupe kann bis zu 700 000 Brennhaare besitzen. Diese fast unsichtbaren Haare dringen leicht in die Haut und Schleimhaut von Menschen und Tieren ein und setzen sich dort mit ihren Widerhaken fest. Auch alte verlassene Nester besitzen unzählige dieser Brennhaare und das Gift der Brennhaare bleibt über mehrere Jahre aktiv.

 

Erste Hilfe bei Kontakt mit EPS

Wo immer man kann sollte man Eichen mit deutlich sichtbaren Nestern des EPS meiden. Wenn doch ein Kontakt zu Raupen oder Nestern stattgefunden hat, muss unbedingt der Augenkontakt vermieden werden. Am besten man geht direkt duschen und wäscht seine komplette Kleidung bei mind. 60°C. Nur bei diesen Temperaturen wird das Nesselgift unschädlich gemacht. Bei extremen Reaktionen oder langanhaltenden Beschwerden sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden und der Kontakt oder die Vermutung eines Kontaktes mit EPS dem Arzt gemeldet werden.

 

Für einen Befall mit EPS besteht aktuell keine Meldepflicht. Ein Befall an öffentlich stark frequentierten Plätzen kann bei der zuständigen Grünflächenverwaltung gemeldet werden. Bei befallene Eichen im Wald kann gerne der Förster davon in Kenntnis gesetzt werden.